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MS
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Multiple Sklerose
Ursachen, Pathogenese und Verlauf der MS
Mittlerweile wird die Multiple Sklerose (MS) als ein Kontinuum mit verschiedenen Phasen verstanden – bei einem von Beginn an fortschreitendem Charakter.1 Der Verlauf wird dabei von inflammatorischen Prozessen bestimmt, die die Treiber von Demyelinisierung und einer fortschreitenden Neurodegeneration sind.2 Eine Schlüsselrolle in der Pathogenese nehmen hierbei neben T- auch B-Zellen ein.3,4 Trotz wachsendem Verständnis für die Pathophysiologie sind die Ursachen der MS bisher nicht eindeutig geklärt.
Medizinische Anfrage
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Ursachen der MS
Entstehung und Verlauf der MS sind, neben einer genetischen Disposition, wesentlich von Umweltfaktoren geprägt.5 Zu den Einflüssen, die mit einem erhöhten MS-Risiko in Verbindung gebracht werden, zählt z.B. Sonnenexposition/Vitamin-D-Mangel.5 Außerdem scheinen vorangegangene Infektionen eine Rolle zu spielen: Wie eine Studie aus 2022 nachweisen konnte, ist das Risiko für MS nur nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) um das 32-fache erhöht. Die Autoren beurteilen EBV daher als einen der Hauptrisikofaktoren für MS.6
Pathogenese der Multiplen Sklerose und Rolle der B-Zellen
B- und T-Zellen werden in der Peripherie aktiviert und dringen infolge der gestörten Blut-Hirn-Schrankenfunktion ins zentrale Nervensystem (ZNS) ein, wo sie über verschiedene Mechanismen an den MS-typischen Entzündungsprozessen beteiligt sind:3,4
Antigenpräsentation und T-Zellaktivierung: Fehlgeleitete B-Zellen proliferieren im ZNS nach Kontakt mit einem spezifischen Antigen auf der Oberfläche der Myelinscheiden und aktivieren T-Zellen über die Präsentation von Autoantigenen.
Produktion von Zytokinen: Aktivierte B- und T-Zellen produzieren vermehrt proinflammatorische Zytokine, die wiederum B- und T-Zellen sowie weitere Immunzellen aktivieren. B-Zellen interagieren also auf bidirektionale Weise mit T-Zellen. Durch die wechselseitige Aktivierung wird die inflammatorisch bedingte Krankheitsprogression noch weiter angetrieben.
Produktion von Autoantikörpern: B-Zellen reifen zu Plasmazellen heran und bilden Autoantikörper. Diese führen zur Aktivierung von weiteren Immunzellen wie Makrophagen, und verstärken die Demyelinisierung.
In der Folge kommt es zu Axonschädigungen und einer Störung der Signalweiterleitung in den Nervenbahnen.3,4 Diese Neurodegeneration kann bei MS-Patient:innen verschiedenste neurologische Symptome hervorrufen.
MS wird heute als Erkrankungsspektrum mit unterschiedlichen Ausprägungen gesehen 5:
RRMS (schubförmig remittierende [relapsing remitting MS] MS)
Diese Verlaufsform tritt initial am häufigsten auf. Charakterisiert ist die RRMS durch Schübe mit vollständigen oder teilweisen Remissionen der Symptome. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger von RRMS betroffen als Männer.
SPMS (sekundär progrediente MS)
Die SPMS entwickelt sich aus einer RRMS. Abgrenzbare Schübe werden bei dieser Verlaufsform immer seltener oder fehlen ganz. Wird die SPMS weiterhin von Schüben begleitet, spricht man von einer SPMS mit aufgesetzten Schüben (relapsing secondary progressive MS, rSPMS).
Die beiden schubförmigen Verlaufsformen RRMS und rSPMS werden zusammen als schubförmige MS (relapsing MS, RMS) bezeichnet. Trotz des schubförmigen Charakters beider Verlaufsformen weiß man mittlerweile, dass auch bei RMS die schubunabhängige und damit „unsichtbare“ Progression (PIRA) maßgeblich zur Behinderungsprogression beiträgt.7-10
PPMS (primär progrediente MS)
Hier fehlen von Anfang an klare schubförmige Ereignisse, die Behinderung schreitet eher schleichend voran. Im Gegensatz zur RRMS sind Männer und Frauen gleich häufig betroffen.
Laut Angaben der DGN-Leitlinien litten 2017 in Deutschland ca. 80% der MS-Betroffenen an einer RRMS, ca. 15 % an einer SPMS und ca. 5 % an einer PPMS.5
RMS wie auch PPMS werden von Expert:innen heute beide als von Beginn an fortschreitende Erkrankung verstanden.7,8,11-13 Der Erkrankungsverlauf kann dabei durch drei klinische Deskriptoren beschrieben werden (Abb. 1):
2. Lassmann H. Cold Spring Harb Perspect Med 2018; 8: a028936
3. van Langelaar J et al., Front Immunol 2020; 11:760.
4. Thompson AJ et al., Lancet 2018; 391:1622-1636.
5. Hemmer B. et al., Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2023, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 01.08.2023)
6. Bjornevik K et al., Science 2022; 375:296
7. Kappos L et al., JAMA Neurol 2020; 77 :1-9 (p=0,029)
8. Cree BA et al., AnnNeurol 2019; 85(5): 653−666
9. Tur C et al., JAMA Neurology 2023; 80(2): 151–160
10. Kappos L et al., EAN 2020; Oral presentation O2034
11. Rashid W et al., J Neurol Neurosurg Psychiatry 2006; 77:51–55
12. Kantarci OH et al., Ann Neurol 2016; 79:288–294
13. Brownlee WJ et al., Mult Scler 2017; 23:665674
14. Lublin FD et al., Neurology 2014; 83:278-286
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