MS

Multiple Sklerose

Biomarker bei MS – NfL und GFAP im Expertencheck

Neurofilament-Leichtketten (NfL) und Glial fibrillary acidic protein (GFAP) haben sich als vielversprechende Biomarker für das Therapiemanagement bei Multipler Sklerose (MS) erwiesen. Wie stehen sie im Zusammenhang mit Krankheits-progression und -aktivität? Wann werden sie in der Praxis eingesetzt? Welche neuartigen Biomarker-Ansätze gibt es darüber hinaus? Dies erörterten Dr. Ahmed Abdelhak im Rahmen des B-Zell Forums, und Dr. Michelle Maiworm während des Spotlight Neurologie, im Juni 2024.

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GFAP und NfL im internationalen Expertencheck

Dr. Abdelhak, Clinical Instructor an der University of California San Francisco (UCSF), USA, beleuchtete in seinem Vortrag die beiden Biomarker NfL und GFAP und deren Bedeutung für Krankheitsverlauf und Behandlungsoptionen.

Die Einschätzung des Experten auf einen Blick*:
  • Aktuelle Favoriten der Blut-Biomarker sind NfL und GFAP.
  • NfL-Werte korrelieren stark mit dem Alter.
  • NfL-Erhöhung (mit oder ohne Behandlung) kann Krankheitsaktivität und Progredienz vorhersagen.
  • Erhöhte NfL-Werte bedeuten nicht unbedingt eine irreversible Schädigung der Axone.
  • GFAP hingegen ist ein spezifischer Marker für Astrozytenaktivierung und korreliert mit der Progredienz der Erkrankung. Er spielt keine Rolle bei der Krankheitsaktivität, kann aber ein aussagekräftiger Marker bei der MS-Progression, insbesondere unabhängig von Schüben (PIRA), sein.
  • Die Kombination beider Marker kann dabei helfen, individuelle Therapieentscheidungen zu treffen und den Krankheitsverlauf besser zu überwachen.

Anhand eines Fallbeispiels unterstrich Dr. Abdelhak die starke Korrelation von NfL-Werten mit dem Alter der MS-Patient:innen und beschrieb weitere Faktoren, die ebenfalls Einfluss auf den NfL-Spiegel nehmen können. Dazu zählen beispielsweise das Geschlecht und der Body-Mass-Index (BMI).1 Um eine korrekte Interpretation der Biomarkerwerte sicherzustellen, plädierte der Experte für eine Anpassung der Referenzwerte.

Zusätzlich korrelieren die NfL-Werte eng mit der Krankheitsaktivität und können auf zukünftige Schub- und Progredienzrisiken hinweisen.2 Studien zeigen, dass Patient:innen mit erhöhten NfL-Werten auch ein erhöhtes Risiko für Krankheits-aktivität haben.1 Alle Details zeigt der folgende Videozusammenschnitt.

Erhöhte NfL-Werte können MS-Progredienz vorhersagen [17:37 min]

Auf den prädiktiven Wert von GFAP ging Dr. Abdelhak anhand eines weiteren Patientenfalls genauer ein. Gerade bei Betroffenen mit progredienter MS können normale NfL-, aber auch erhöhte GFAP-Werte auf eine schleichende Progression (PIRA) hinweisen.3 Sehen Sie im Video, welche Erkenntnisse dieser Annahme zugrunde liegen.

GFAP als spezifischer Biomarker für PIRA [06:17 min]

Lassen sich die GFAP-Werte – und damit auch das Risiko für die Entwicklung von PIRA – mit Hilfe eines individuellen Therapiemanagements beeinflussen? Dr. Abdelhak nimmt sich in diesem Videoabschnitt den neuen Erkenntnissen rund um die Risikoreduktion von PIRA mit Hilfe des GFAP-Biomarkers an. Erste Daten legen nahe, dass einige DMTs die GFAP-Konzentration senken könnten.4,5

GFAP-Werte im Kontext einer individuellen Behandlung regulieren [02:59 min]

Um die Krankheitsaktivität und Progression bei MS vorauszusagen, haben sich NfL und GFAP als vielversprechende Biomarker erwiesen. Die aktuellen Bestrebungen unterstützen ihre Etablierung in der klinischen Praxis. Doch damit ist die Reise noch längst nicht zu Ende, wie Dr. Abdelhak im Video zusammenfasst.

Von NfL und GFAP zu neuartigen Ansätzen in der Biomarkerlandschaft [03:59 min]

Klinischer Einsatz von NfL und GFAP: Empfehlungen für die Praxis*

Wie könnte der Einsatz in der klinischen Praxis konkret aussehen? Das brachte Dr. Maiworm, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Frankfurt (KGU), auf den Punkt.

NfL GFAP
  • Marker neuronaler Schädigung
  • Marker astrozytärer Aktivierung/Schädigung
  • Anstieg vor allem bei akuter Krankheitsaktivität mit Schädigung der weißen Substanz
  • Anstieg vor allem bei reiner Progression mit Schädigung der grauen Substanz
  • Gute Datenlage für zeitnahen Einsatz im klinischen Alltag, vor allem bei serieller Bestimmung
  • Im Gegensatz zu NfL noch keine zeitnahe Einführung der Bestimmung für klinische Zwecke absehbar
  • Marker neuronaler Schädigung
  • Anstieg vor allem bei akuter Krankheitsaktivität mit Schädigung der weißen Substanz
  • Gute Datenlage für zeitnahen Einsatz im klinischen Alltag, vor allem bei serieller Bestimmung
  • Marker astrozytärer Aktivierung/Schädigung
  • Anstieg vor allem bei reiner Progression mit Schädigung der grauen Substanz
  • Im Gegensatz zu NfL noch keine zeitnahe Einführung der Bestimmung für klinische Zwecke absehbar
  • Marker neuronaler Schädigung
  • Anstieg vor allem bei akuter Krankheitsaktivität mit Schädigung der weißen Substanz
  • Gute Datenlage für zeitnahen Einsatz im klinischen Alltag, vor allem bei serieller Bestimmung
  • Marker astrozytärer Aktivierung/Schädigung
  • Anstieg vor allem bei reiner Progression mit Schädigung der grauen Substanz
  • Im Gegensatz zu NfL noch keine zeitnahe Einführung der Bestimmung für klinische Zwecke absehbar
NfL
  • Marker neuronaler Schädigung
  • Anstieg vor allem bei akuter Krankheitsaktivität mit Schädigung der weißen Substanz
  • Gute Datenlage für zeitnahen Einsatz im klinischen Alltag, vor allem bei serieller Bestimmung
GFAP
  • Marker astrozytärer Aktivierung/Schädigung
  • Anstieg vor allem bei reiner Progression mit Schädigung der grauen Substanz
  • Im Gegensatz zu NfL noch keine zeitnahe Einführung der Bestimmung für klinische Zwecke absehbar

Die Expertin zeigte auf, dass die NfL-Konzentrationen bei neuroaxonalen Schäden nicht nur im Liquor, sondern auch im Blut ansteigen und neuroaxonale Schäden unabhängig von den ursächlichen Mechanismen anzeigen.6 Neurofilament-Assays der dritten (Elektrochemilumineszenz) und insbesondere der vierten Generation (Einzelmolekül-Array) ermöglichen inzwischen eine zuverlässige Messung.6 Es existieren zahlreiche Belege dafür, dass der Biomarker neben der Magnetresonanztomographie (MRT) und klinischen Messungen des Krankheitsverlaufs als Entscheidungshilfe für die Behandlung von MS-Patient:innen eingesetzt werden kann. Dafür sollten die Serum-NfL-Spiegel regelmäßig überwacht werden (Abb. 1).7

Abbildung 1: Algorithmus für die Anwendung von NfL-Werten als Biomarker

 

* Die aufgeführten Inhalte spiegeln die Erfahrungen und Meinung der hier genannten Ärzt:innen wider, basierend auf den klinischen Erfahrungen. Dies stellt keine Therapieempfehlung oder Diagnosehilfe seitens der Roche Pharma AG dar. Therapie und Therapieentscheidung liegen stets in der Verantwortung der behandelnden Ärzt:innen.

  1. Benkert P et al. Lancet Neurology 2022; 21(3):246-257.
  2. Abdelhak A et al. JAMA Neurology 2023; 80(12):1317-1325.
  3. Abdelhak A et al. Ann Clin Transl Neurol. 2024;11(2):477-485.
  4. Kuhle et al. ECTRIMS 2022
  5. Cross AH et al. JAMA Neurol 2024; 81(4):373-383.
  6. Khalil M et al. Nat Rev Neurol. 2018; 14(10):577-589.
  7. Freeman MS et al. EBioMedicine. 2024; 101:104970.

Gemäß §10 HWG sind die weiteren Inhalte nur für medizinische Fachkreise bestimmt.

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