MS ist sowohl durch akute als auch chronische Entzündungsprozesse charakterisiert:
Akute Entzündungsprozesse werden pathophysiologisch durch eine de novo Zufuhr von pathogenen Immunzellen wie B‑Zellen in das zentrale Nervensystem (ZNS) vermittelt und sind durch charakteristische Läsionen gekennzeichnet, die durch die Magnetresonanztomografie (MRT) sichtbar gemacht werden können.5 Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass die akuten Entzündungsprozesse vermehrt mit Schubaktivität bei MS verbunden sind.5,11
Chronische Entzündungsprozesse hingegen werden mit der stetig fortschreitenden Behinderungszunahme bei MS assoziiert und sind vergleichsweise schwerer zu visualisieren.11 Es wird angenommen, dass hier ein entzündliches Zusammenspiel von chronisch aktivierten ZNS-ansässigen Zellen wie Mikroglia und im ZNS eingeschlossenen hämatopoetischen Immunzellen stattfindet.5
Im MS-Spektrum könnten BTKi zwei unabhängige Wirkmechanismen besitzen: Durch die BTK-Hemmung können BTKi die Funktionsfähigkeit der B‑Zellen effektiv beeinträchtigen und damit aktiv den akuten Entzündungsprozessen entgegenwirken, ohne die B-Zellen zu dezimieren.
Darüber hinaus können BTKi aufgrund ihrer geringen Größe die Blut-Hirn-Schranke (BHS) überwinden und chronische, kompartimentierte Entzündungsprozesse direkt im ZNS beeinflussen, indem sie auf im Gehirn ansässige B‑Zellen und zusätzlich auch Mikroglia abzielen.5,6