RMS

Schubförmige Multiple Sklerose

„Flipping the pyramid“:
Hocheffektive MS-Therapie von
Beginn an

Die aktuelle Studienlage stützt den Therapieeinstieg mit hocheffektiven Therapien bei schubförmiger Multipler Sklerose (RMSa), da dadurch Krankheitsprogression von Beginn an effektiv und langfristig verzögert wird.1-5 MS-Experte Gavin Giovannoni fordert daher eine Umkehr der bisherigen Behandlungsstrategie.6 Dass der direkte Einsatz einer hocheffektiven Therapie zu Beginn der MS einen langfristigen Vorteil bedeuten kann, zeigen auch die 11-Jahresdaten der OPERA 1st-Line Subgruppenanalyse.1

Paradigmenwechsel: Umdenken bei MS-Therapie gefordert

Die Frage nach der bestmöglichen Behandlungsstrategie bei MS ist nach wie vor ein viel diskutiertes Thema. Zuletzt forderte MS-Experte Prof. Gavin Giovannoni im Rahmen einer Hot-Topic-Session auf dem ECTRIMS-Kongress 2022 einen Paradigmenwechsel in der MS-Therapie durch den Einsatz hocheffektiver verlaufsmodifizierender Therapien (Disease Modifying Therapies, DMT) als Einstiegstherapie.6 Die MS von Anfang an mit einer hocheffektiven DMT zu behandeln, scheint nach aktueller Datenlage langfristig zu verbesserten Therapieerfolgen zu führen. Dennoch setzt sich dieser Behandlungsansatz in der Praxis nur langsam durch, erklärte Giovannoni.

 

Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist, dass die schubunabhängige Progression (PIRA) auch bei RMS wesentlich zum Fortschreiten der Erkrankung beiträgt – und das von Beginn an, obwohl sie klinisch noch nicht sichtbar ist. Dies zeigen klinische und Real-World-Studien zunehmend.7-10

 

Giovannoni sprach sich unter dem Schlagwort „Flipping the Pyramide“ klar für den Therapieeinstieg mit hocheffektiven MS-Medikamenten aus, unabhängig von der Aktivität der MS.6

Flipping the pyramid: Einsatz von hocheffektiven DMTs von Anfang an

Untertherapie der MS vermeiden

Giovannoni begründet seine Forderung damit, dass für einen Großteil der MS-Betroffenen moderat wirksame Medikamente nicht ausreichen, um die Krankheitsaktivität frühzeitig zu unterdrücken. Viele Patient:innen laufen bei dieser Strategie also Gefahr, untertherapiert zu werden.
Der direkte Einsatz von hochwirksamen Medikamenten erhöhe dagegen die Wahrscheinlichkeit für einen Behandlungserfolg, so Giovannoni, was auch aktuelle Studien belegen.2,3,5

Erfahren Sie nachfolgend was Langzeitdaten über 11 Jahre zum Einsatz einer hocheffektiven Einstiegstherapie bei Patient:innen mit früher RMS zeigen sowie mehr zu den Ergebnissen eines 1st Line Therapie Vergleiches mit Real-World-Daten. Unterstützen die Daten die Forderungen nach einer frühen hocheffektiven MS-Therapie?

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In einer Subgruppenanalyse der OPERA I und II-Studien und ihrer unverblindeten Extensionsphase (OLE) wurde die Langzeitwirksamkeit und -sicherheit von Ocrevus (Ocrelizumab) als Einstiegstherapie bei therapienaiven Patient:innen mit früher RMS (Zeitpunkt der Diagnose ≤ 2 Jahre) untersucht.1

Die Auswertungen ergaben:

  • Auch nach 11 Jahren blieben mehr als 8 von 10 RMS-Patient:innen frei von Behinderungsprogression (gemessen anhand des EDSS).1
  • Eine kontinuierliche Therapie mit Ocrevus über 11 Jahre war mit einer niedrigen jährliche Schubrate (ARR) von durchschnittlich 0,05 verbunden.1
  • Die Langzeitbehandlung von bis zu 11 Jahren führte zu einer Normalisierung des globalen Hirnvolumenverlusts, mit einer Hirnatrophierate von ~0,3 %, was der Rate von gesunden älteren Menschen entspricht (Abb. 2).1


Zudem schienen RMS-Patient:innen, die schon zu Beginn der OPERA-Studien Ocrevus erhielten, einen therapeutischen Vorteil gegenüber Patient:innen zu haben, die erst mit Beginn der OLE von Interferon (IFN) beta-1a s.c. auf die hocheffektive Therapie wechselten: Der um 2 Jahre frühere Therapieeinstieg mit Ocrevus führte zu einer besseren Kontrolle der Behinderungsprogression.1

Über den gesamten Zeitraum von 11 Jahren blieb die Rate an schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen niedrig (6,4 pro 100 Patientenjahren) und stimmte mit den primären Ergebnissen der OPERA-Studien überein.1

Therapieeinstieg mit Ocrevus: Prozentuale Veränderung des Hirnvolumens.1

In einer beim AAN-Kongress 2024 präsentierten Auswertung wurde die Wirksamkeit von Ocrevus als Einstiegstherapie bei RRMS-Patient:innen aus der ENSEMBLE-Studienpopulation mit Daten zu häufig verwendeten 1st Line DMTs aus dem deutschen Behandlungsalltag verglichen. Als Real-World-Kontrollarm wurden Daten aus dem NeuroTransData (NTD) MS-Registerb in Deutschland verwendet, auf welche die Einschlusskriterien der Phase-IIIb-Studie ENSEMBLE angewendet wurden.11

Abb.: ENSEMBLE vs. NTD MS-Register – Endpunkte und Patientencharakteristika bei Baseline

Mit Ocrevus als Einstiegstherapie: Signifikant geringeres Risiko für NEDA-2c gegenüber der Real-World-Kohorte11

In Bezug auf die Krankheitsaktivität gemäß NEDA-2-Kriterien hatten RRMS-Patient:innen mit Ocrevus als Einstiegstherapie ein signifikant geringeres Risiko für Krankheitsaktivität gegenüber der NTD‑MS‑Registerpopulation mit einer 1st Line DMT der Wirksamkeitskategorie 1.

Dies zeigte ein Vergleich der Ocrevus 1st Line ENSEMBLE-Kohorte mit der NTD-MS-Register-Kohorte über 120 Wochen:11

Abb.: NEDA-2 bei RRMS-Patient:innen mit Ocrevus als Einstiegstherapie im Vergleich mit der NTD-MS-Registerpopulation mit einer milden 1st Line DMT.

Ocrevus – jetzt auch subkutan

Seit dem 20.06.2024 ist Ocrevus® (Ocrelizumab) auch mit subkutaner (s.c.) Applikationsform bei RMS und PPMS zugelassen – bei einem 2-mal jährlichen Applikationsintervall und einer reinen Injektionsdauer von 10 Minuten. Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie OCARINA II, in der die s.c.-Formulierung von Ocrevus gegenüber der intravenösen Gabe nicht unterlegen war – bei einem in beiden Studienarmen konsistenten Sicherheitsprofil.

Alle Informationen zu Ocrevus s.c. sowie Downloadmaterial finden Sie hier

Quellen: Newsome SD et al., AAN 2024; S31.001; Fachinformation Ocrevus® s.c. 920 mg

[M-DE-00021838]

Fazit: Therapieeinstieg mit Ocrevus
  • Die Ergebnisse der Subgruppenanalyse zeigen, dass durch den frühzeitigen Einsatz von Ocrevus die Behinderungsprogression ab Therapiebeginn langfristig unterdrückt werden kann.1

  • Unter Ocrevus führte die Langzeitbehandlung von bis zu 11 Jahren zu einer Normalisierung des globalen Hirnvolumenverlusts, mit vergleichbaren Hirnatrophieraten wie bei gesunden älteren Menschen.1

  • Patient:innen mit früher RRMS und Ocrevus als Einstiegstherapie hatten ein signifikant geringeres Risiko für Krankheitsaktivität (gemäß NEDA-2) gegenüber Patient:innen aus dem deutschen Real-World NTD MS-Register mit einer milden 1st Line DMT.11

  • Laut DGN Leitlinien Empfehlung A28 kann Ocrevus in der 1st Line bei therapienaiven RMS-Patient:innen bereits bei Erfüllung eines Kriteriums für einen wahrscheinlich hochaktiven Verlauf eingesetzt werden.12

Sie möchten mehr über die Zulassungsstudien OPERA I und II erfahren?

Sie möchten mehr über die ENSEMBLE-Studie bei therapienaiven Patient:innen mit früher RRMS erfahren?

RMS (schubförmige MS) = schubförmig remittierende MS (RRMS+) und sekundär progrediente MS (SPMS++) mit aufgesetzten Schüben.

+ RRMS (schubförmig remittierende Multiple Sklerose) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung.

++ SPMS (sekundär progrediente MS) = Verlaufsform, die aus einer schubförmig remittierenden MS (RRMS) hervorgeht, bei der die akut-entzündliche Aktivität in Form abgrenzbarer Schübe immer seltener wird oder ganz fehlt. Die neurodegenerativen ZNS-Veränderungen dominieren immer stärker und die Behinderung nimmt ständig zu. Wird die SPMS weiterhin von Schüben begleitet, spricht man von einer rSPMS (sekundär progrediente MS mit aufgesetzten Schüben).

1. Cerqueira J et al., AAN 2023; Oral Presentation S46.002

2. Iaffaldano P et al., Ther Adv Neurol Disord 2021; 14:1

3. Harding K et al., JAMA Neurol 2019; 76:536

4. He A et al., Lancet Neurol 2020; 19:307–16

5. Spelman T et al., JAMA Neurol 2021; 78:1197–1204

6. Giovannoni G., ECTRIMS 2022; Oral Presentation O007

7. Kappos L et al. JAMA Neurol 2020; 77:1-9 (p=0,029)

8. Cree BA et al., AnnNeurol 2019; 85(5): 653−666

9. Tur et al., JAMA Neurology 2023 ; 80(2), 151–160

10. Kappos L et al., EAN 2020; Oral presentation O2034

RMS (schubförmige MS) = schubförmig remittierende MS (RRMS+) und sekundär progrediente MS (SPMS++) mit aufgesetzten Schüben.

+ RRMS (schubförmig remittierende Multiple Sklerose) mit aktiver Erkrankung, definiert durch klinischen Befund oder Bildgebung.

++ SPMS (sekundär progrediente MS) = Verlaufsform, die aus einer schubförmig remittierenden MS (RRMS) hervorgeht, bei der die akut-entzündliche Aktivität in Form abgrenzbarer Schübe immer seltener wird oder ganz fehlt. Die neurodegenerativen ZNS-Veränderungen dominieren immer stärker und die Behinderung nimmt ständig zu. Wird die SPMS weiterhin von Schüben begleitet, spricht man von einer rSPMS (sekundär progrediente MS mit aufgesetzten Schüben).

Die Datenbank des Real World NeuroTransData (NTD) MS-Registers umfasst ~25.000 Menschen mit MS; die in die Analyse einbezogenen Daten stammen aus den Jahren 2009 bis Januar 2022.11

c NEDA: Freiheit von (gemäß den NEDA-Kriterien definierter) Krankheitsaktivität. Die NEDA-2-Kriterien sind definiert als das Fehlen von Schüben und Behinderungsprogression (gemäß NEDA-Definition).

1. Cerqueira JJ et al., ACTRIMS 2025; P071

2. Iaffaldano P et al., Ther Adv Neurol Disord 2021; 14:1

3. Harding K et al., JAMA Neurol 2019; 76:536

4. He A et al., Lancet Neurol 2020; 19:307–16

5. Spelman T et al., JAMA Neurol 2021; 78:1197–1204

6. Giovannoni G., ECTRIMS 2022; Oral Presentation O007

7. Kappos L et al. JAMA Neurol 2020; 77:1-9 (p=0,029)

8. Cree BA et al., AnnNeurol 2019; 85(5): 653−666

9. Tur et al., JAMA Neurology 2023 ; 80(2), 151–160

10. Kappos L et al., EAN 2020; Oral presentation O2034

11. Hartung HP et al., AAN 2024; P9.005

12. Hemmer B., Gehring K. et al. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen, S2k-Leitlinie, 2024, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 02.06.2025)

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