Brainfood – belegt oder Mummpitz?

Alzheimer-frei altern – mit Versprechen wie diesen wird für ‚Brainfood‘ geworben, d.h. für Lebensmittel, die eine positive Wirkung auf die Gehirngesundheit haben sollen. Doch gibt es wissenschaftliche Belege für einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Alzheimer? Lesen Sie hier mehr dazu.

Mediterranes Essen – eher zu empfehlen

Wie sich die Ernährung auf spezifische Krankheiten auswirkt, wird von der Wissenschaft seit jeher kontrovers diskutiert. Ein Faktor, der das Alzheimer-Risiko erhöht, ist hoher Blutdruck.1 Erste Studien deuten darauf hin, dass eine mediterrane Ernährung mit Blutdruck-senkenden Elementen (die sogenannte MIND-Diät) die Gehirnleistung steigern und das Fortschreiten von leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI, mild cognitive impairment) zu einer beginnenden Demenz verlangsamen kann.2,3 Empfohlen wird dabei ein Essensplan reich an Obst und Gemüse, Nüssen und Samen, sowie Olivenöl und Fisch.4 Noch sollte diese Evidenz jedoch mit Vorsicht interpretiert werden: Die Autoren weisen darauf hin, dass breit angelegtere Studien notwendig sind, um die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen.5

Fisch und Fettsäuren – gemischte Beweislage

In Zusammenhang mit Alzheimer werden auch sogenannte Omega-3-PUFA (Polyunsaturated fatty acids) untersucht – mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die in manchen Fischarten (z. B. Lachs) enthalten sind. Eine Tierstudie hat vor kurzem gezeigt, dass die Omega-3-Fettsäure DHA (Docosa-hexaensäure) zur Verringerung von Amyloid-Plaques führt.Zudem kam eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse zum Ergebnis, dass bei älteren Menschen ein erhöhter Fischkonsum mit einem geringeren kognitiven Abbau einhergeht.7 Dagegen wurde eine ähnliche Studie, die einen höheren Fischverzehr mit einem geringeren Alzheimer-Risiko in Verbindung brachte,8 aus der wissenschaftlichen Community aufgrund methodischer Fehler kritisiert.9

Kräuter und Gewürze – Evidenz schwach

Vermarktet werden auch bestimmte Kräuter oder Gewürze als ‚Nährstoffe für das Gehirn‘. Postuliert wird beispielsweise, dass diese bioaktive Komponenten enthalten, die durch ihre Anti-Amyloid-Wirkung vor der Bildung von Plaques und somit vor Alzheimer schützen können. Zur präventiven oder therapeutischen Effektivität von Substanzen wie Kurkuma, grünem Tee, Rotwurzel-Salbei oder Ginseng gibt es in diesem Kontext wenig klinisch belastbare Evidenz.10-13 Problematisch sind dabei unter anderem die kleinen Stichprobengrößen, fehlenden Placebo-Kontrollen und Humanstudien, sowie die mangelhafte methodische Qualität mancher Studien.

Fazit

Auch wenn es erste Hinweise darauf gibt, dass sich bestimmte Lebensmittel positiv auf die Herz-Kreislauf- und somit auf die Gehirngesundheit auswirken können: in allen Bereichen des sogenannten ‚Brainfood‘ sind weitere großangelegte Studien notwendig, um Zusammenhänge zur Alzheimer-Prävention zweifelsfrei zu belegen. Dennoch ist aus ärztlicher Sicht eine ausgewogene Ernährung selbstverständlich von Vorteil


 

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