Adjuvante Immuntherapie 

beim primär operablen NSCLC

Tecentriq® operables NSCLC

Atezolizumab – die erste adjuvante Krebsimmuntherapie beim primär operablen NSCLC

Krebsimmuntherapie als adjuvante Therapieoption bei operablem NSCLC

Anmeldung erforderlich       20. Februar 2023       Lesezeit: 4 min.


Abstract

Bei den operablen Stadien des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) besteht ein hoher Bedarf an neuen Therapieoptionen – insbesondere mit Blick auf die adjuvante Systemtherapie. Selbst nach potenziell kurativer Resektion verstirbt ein großer Teil der Patient:innen infolge der Erkrankung innerhalb weniger Jahre. Der bisherige Therapiestandard bis Mitte 2022 – die (neo-)adjuvante Chemotherapie – bietet nur eine geringe Verbesserung der Fünf-Jahres-Überlebensrate von 4–5 %.1 Trotz frühzeitiger Diagnose kommt es bei bis zu 55 % der Patient:innen im weiteren Verlauf der Krankheit zu einem Rezidiv.2 Diese betreffen dabei, neben der Lunge, vor allem das Gehirn und können meist nur noch mit palliativem Anspruch therapiert werden.3 Seit der Einführung der platinbasierten Chemotherapie in den 2000er- Jahren gab es für Patient:innen mit NSCLC-Frühstadien ohne therapierbare Treibermutation keine weiteren therapeutischen Fortschritte.4

Abstract

Bei den operablen Stadien des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) besteht ein hoher Bedarf an neuen Therapieoptionen – insbesondere mit Blick auf die adjuvante Systemtherapie. Selbst nach potenziell kurativer Resektion verstirbt ein großer Teil der Patient:innen infolge der Erkrankung innerhalb weniger Jahre. Der bisherige Therapiestandard bis Mitte 2022 – die (neo-)adjuvante Chemotherapie – bietet nur eine geringe Verbesserung der Fünf-Jahres-Überlebensrate von 4–5 %.1 Trotz frühzeitiger Diagnose kommt es bei bis zu 55 % der Patient:innen im weiteren Verlauf der Krankheit zu einem Rezidiv.2 Rezidive betreffen neben der Lunge vor allem das Gehirn und können meist nur noch mit palliativem Anspruch therapiert werden.3 Seit der Einführung der platinbasierten Chemotherapie in den 2000er- Jahren gab es für Patient:innen mit NSCLC-Frühstadien ohne therapierbare Treibermutation keine weiteren therapeutischen Fortschritte.4 Eine adjuvante Krebsimmuntherapie z. B. mit einem PD-L1( Programmed Death-Ligand 1)-Inhibitor bietet nun für bestimmte Patient:innengruppen neue Möglichkeiten.5


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Nach langer Zeit des Stillstands führte die Zulassung der ersten adjuvanten Immuntherapie Mitte 2022 zu einer Neuordnung der Therapielandschaft des operablen NSCLC: Weisen NSCLC-Patient:innen ein hohes Rezidivrisiko und eine PD-L1-Expression von mindestens 50 % auf den Tumorzellen auf, steht ihnen – nach R0-Resektion und postoperativer Chemotherapie – Tecentriq® (Atezolizumab) als adjuvante Immuntherapie zur Verfügung.5 Ausgeschlossen sind Patient:innen, deren Tumoren EGFR(Epidermaler Wachstumsrezeptor)-mutiert oder ALK(Anaplastische Lymphomkinase)-positiv sind.5

Grundlage für die Zulassung der adjuvanten Immuntherapie mit Atezolizumab beim resektablen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom waren die positiven Daten zum krankheitsfreien Überleben und Rezidivrisiko der noch anhaltenden IMpower010-Studie.6,7 Spätere Interimsanalysen zeigten einen bedeutsamen Vorteil beim Gesamtüberleben.8,9

Wichtige Leitlinien zum Lungenkarzinom wie die S3- und die Onkopedia-Leitlinie empfehlen die adjuvante Behandlung geeigneter Patient:innen mit operablem NSCLC mit Atezolizumab.10,11

Atezolizumab: Sichere adjuvante Behandlung nach Resektion und Chemotherapie

Die Gabe von Tecentriq nach einer postoperativen platinbasierten Chemotherapie beim vollständig resezierten NSCLC wird in der globalen, mulizentrischen, offenen, randomisierten Phase-III-Studie IMpower010 mit 1280 Patient:innen in den Stadien IB-IIIA untersucht.6 Verglichen wird mit der bestmöglichen unterstützenden Behandlung (best supportive care, BSC). Das krankheitsfreie Überleben (disease-free survival, DFS, definiert als Ausbleiben von Rezidiven, neu aufgetretenem NSCLC oder Tod) im Stadium II-IIIA (gemäß UICC 7) ist Endpunkt: Bei Patient:innen mit einer PD-L1-Expression der Tumorzellen von mindestens 1 % primärer, bei einem PD-L1-Status von mindestens 50 % sekundärer Endpunkt. Ein weiterer sekundärer Endpunkt ist das Gesamtüberleben (overall survival, OS) der ITT(intention-to-treat)-Population.6

Das DFS ist ein von den Zulassungsbehörden akzeptierter Surrogatendpunkt für das OS, um wirksame adjuvante Behandlungen schneller in die Praxisrealität zu bringen.12

Klinisch bedeutsame Verbesserung des Gesamtüberlebens: 58 % Reduktion des Mortalitätsrisikos

Eine Interimsanalyse der IMpower010-Studie vom April 2022, die zur WCLC 2022 vorgestellt wurde, lieferte Daten zum Gesamtüberleben. Der Überlebensvorteil war in der zulassungsrelevanten Subpopulation von Patient:innen mit einem PD-L1-Status von ≥ 50 % besonders stark ausgeprägt. Das Risiko zu versterben sank unter Atezolizumab um 58 % (Hazard Ratio, HR: 0,42) verglichen mit BSC. Nach drei Jahren waren rund neun von 10 Patient:innen unter der adjuvanten Krebsimmuntherapie noch am Leben.8
Der OS-Vorteil wurde bereits durch einen klaren DFS-Vorteil angedeutet.7

Abbildung mod. nach 9

Eine auf dem ESMO-IO 2022 präsentierte Subgruppen-Analyse des Gesamtüberlebens von PD-L1-hochexprimierenden Patient:innen untermauert die vorangegangenen Daten: Der adjuvante Einsatz von Tecentriq erwies sich als klar vorteilhaft. Der Nutzen war dabei über alle Subgruppen hinweg zu beobachten – auch über die relevanten Gruppen wie Stadium (II und IIIA) und Status des Lymphknotenbefalls UN0-N2).9

Deutlicher Vorteil beim krankheitsfreien Überleben unter Atezolizumab bei Patient:innen mit hohem PD-L1-Status

In der zulassungsrelevanten Subpopulation von Patient:innen mit einer hohen PD-L1-Expression von ≥ 50 % sank das Risiko für ein DFS-Event signifikant um 57 % (unstratifizierte HR: 0,43) im Vergleich zu BSC. Patient:innen mit BSC lebten median 37,3 Monate krankheitsfrei. Im Atezolizumab-Arm wurde das mediane DFS noch nicht erreicht. Das mediane Follow-up betrug zum Zeitpunkt der Auswertung 34,2 Monate.7

Abbildung mod. nach 7

Adjuvante Immuntherapie mit Atezolizumab halbiert das Rezidivrisiko bei Patient:innen mit hoher PD-L1-Expression

Auf dem ELCC 2022 vorgestellte Daten zeigten, dass PD-L1-hochexprimierende Patient:innen im Tecentriq-Arm deutlich seltener (22 %) einen Krankheitsrückfall (sowohl lokal als auch Fernmetastasen) erlitten als im BSC-Arm (44 %). Besonders das Risiko der Bildung von Fernmetastasen wurde unter Atezolizumab (9 %) im Vergleich zu BSC (26 %) gesenkt.7 Sobald Fernmetastasen auftreten, werden Patient:innen palliativ behandelt. Unter Atezolizumab erhöht sich somit die Chance für Patient:innen, langfristig von der kurativen Behandlung zu profitieren.

Abbildung mod. nach 7

Auch bei der Zeit bis zum Auftreten des ersten Rezidivs war ein deutlicher Unterschied sichtbar: Im Median traten Rezidive unter BSC bereits nach 10,1 Monaten auf, unter Tecentriq im Median nach 18,1 Monaten.7

Abbildung mod. nach 9

Positive Phase-III-Daten im kurativen Setting beim frühen NSCLC mit PD-L1 ≥ 1 %

Auch bei Patient:innen mit reseziertem NSCLC und PD-L1-Status von ≥ 1 % verringerte Atezolizumab – im Vergleich zu BSC – klinisch bedeutsam das Risiko für ein DFS-Event: Die Risikoreduktion betrug 34 %.6,13 In dieser Subgruppe reduzierte sich unter der Gabe von Tecentriq das Risiko zu versterben um 29 %.8

Abbildung mod. nach 13

Alle relevanten Daten zur IMpower010-Studie finden Sie in einem Slidekit.

  1. Artal Cortés Á et al. Transl Lung Cancer Res 2015; 4(2):191-197.
  2. Uramoto H, Tanaka F. Transl Lung Cancer Res. 2014;3(4):242-249.
  3. Niu FY et al. BMC Cancer 2016;16(1):1-6.
  4. Vansteenkiste J et al. Ann Oncol. 2019;30(8):1244-1253.
  1. Artal Cortés Á et al. Transl Lung Cancer Res 2015; 4(2):191-197.
  2. Uramoto H, Tanaka F. Transl Lung Cancer Res. 2014;3(4):242-249.
  3. Niu FY et al. BMC Cancer 2016;16(1):1-6.
  4. Vansteenkiste J et al. Ann Oncol. 2019;30(8):1244-1253.
  5. Fachinformation Tecentriq®, aktueller Stand
  6. Felip E et al., Lancet 2021;398(10308):1344-1357.
  7. Felip E. ELCC 2022, Oral Presentation, Abstract 80O.
  8. Felip E. WCLC 2022, Oral Presentation PL03.09.
  9. Rittmeyer A. ESMO-IO 2022, Poster Session, Abstract No. 123P.
  10. S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms, Langversion 2.2, AWMF-Registernummer: 020/007OL, Stand: Juli 2023
  11. Griesinger F et al. Lungenkarzinom, nicht-kleinzelllig (NSCLC). Onkopedia Leitlinie November 2022.
  12. Mauguen A et al. Lancet Oncol 2013; 14(7):619–626.
  13. Wakelee HA et al. J Clin Oncol 2021; 39(suppl15): 8500.