Ophthalmologie

Oregis – Eine Vision
ophthalmologischer
Versorgungsforschung in
Deutschland

In unserem letzten Artikel haben wir Ihnen die Bedeutung nationaler Register für die Erforschung und Optimierung der medizinischen Versorgung sowie die oft bestehenden technischen Hürden vorgestellt. Entsprechende Bestrebungen in den USA dienten uns hierbei als gleichzeitiges Negativ- und Positivbeispiel. In diesem Artikel erfahren Sie, wie die Bemühungen zum Aufbau eines deutschen ophthalmologischen Registers aussehen und wie (un)günstig die Rahmenbedingungen sind.

Erste Schritte zum Aufbau eines ophthalmologischen Registers in Deutschland

Da Registerstudien auch in der Ophthalmologie so unschätzbar wertvoll für eine solide Versorgungsforschung sind, gibt es nun auch in Deutschland vielversprechende Bestrebungen zum Aufbau eines großen, deutschlandweiten Registers: dem deutschen ophthalmologischen Register oregis.1 Mithilfe dieses Registers soll ein möglichst umfassendes Bild der aktuellen augenheilkundlichen Versorgungslage von Patient:innen entstehen. Auch lassen sich nur über große Registerstudien zuverlässige Aussagen über seltene Erkrankungen und deren Behandlung treffen. Das oregis ist diesem Ziel der Umsetzung schon ein gutes Stück näher gekommen:

 

  • In einer ersten Pilotphase konnten bereits elf Kliniken und Versorgungszentren gewonnen und erfolgreich an die Datenbank angebunden werden.
  • Hierzu wurden, ähnlich wie im IRIS Register, Konnektormodule an den Zentren installiert, die an das jeweils vorliegende Dokumentationssystem angepasst werden müssen.
  • Auf diese Weise wurden bereits über 360.000 Patientendaten erfolgreich übermittelt (Stand April 2022).
Wie geht es nach der Pilotphase weiter?

Nach Abschluss der Pilotphase sollen sich alle interessierten Praxen, Kliniken und Zentren in Deutschland an das oregis anschließen können, welche die technischen Voraussetzungen erfüllen. Aufgrund des geringeren Zeitaufwands und der höheren Datenqualität ist vorrangig eine automatische Übertragung mithilfe der Konnektormodule geplant. Im Falle von Papierakten sollen Daten aber auch manuell übertragen werden können. Neben der repräsentativen Abdeckung der Versorgung in ganz Deutschland sollen auf diese Weise auch verknüpfbare Daten erhoben werden, mit deren Hilfe sich patientenspezifische Daten aus Kliniken und Praxen zusammenführen lassen und z.B. die Nachsorge im niedergelassenen Bereich nach komplexeren Eingriffen in der Klinik systematisch nachverfolgt werden kann. 

Doch wie steht es aktuell um die Erhebung und Dokumentation von Patient:innen- und Behandlungsdaten in Deutschland? 

p>Dieser Frage sind Dr. Lars Fuhrmann und Kolleg:innen in einem kürzlich erschienenen Fachartikel nachgegangen, in dem die Dokumentationsqualität an 100 angeschriebenen Kliniken mittels eines Fragebogens untersucht werden sollte.2

 

  • Wie sich zeigte, erfolgt die Dokumentation selbst an Kliniken zum großen Teil noch nicht vollständig elektronisch. 
  • Erschwerend kommt hinzu, dass nur 61% der responsiven Zentren angab, Daten strukturiert, also nach standardisierten Abläufen, zu speichern. 
  • Darüber hinaus wurde von den teilnehmenden Zentren die Nutzung 13 verschiedener elektronischer Dokumentationssysteme angegeben, teils sogar die parallele Nutzung zweier Systeme in derselben Klinik. 
  • 30% der Zentren gaben an, die Medikation gar nicht elektronisch zu dokumentieren. 

 

Die Autoren ziehen das Fazit, dass es noch ein weiter Weg bis zur flächendeckenden Nutzung breiter Behandlungsdaten in Deutschland ist, auf dem aber die Initiierung des oregis ein wichtiger und großer Schritt ist. Das Beispiel des IRIS Registers in den USA zeigt, dass solche Bemühungen durchaus möglich und lohnenswert sind.

1. https://oregis.de/

2. Fuhrmann L, Böhringer D, Gass P et al. Ophthalmologie. 2022 Aug;119(8):827-833. doi: 10.1007/s00347-022-01605-7. Epub 2022 Apr 4.

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