Gynäkoonkologie
Information und Motivation – das A und O der Brustkrebsfrüherkennung
Die beständige Betreuung und Beratung durch Gynäkolog:innen ist für Frauen sehr wichtig. Dabei spielt die Brustkrebsfrüherkennung eine besondere Rolle. Denn obwohl das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist,1 gilt hier die Aussicht auf Heilung als sehr gut.2 Frauenärzt:innen stehen in der Verantwortung, jede Patientin über die Notwendigkeit und Möglichkeiten der Früherkennung zu informieren – und sie gleichzeitig zur regelmäßigen „Mitarbeit“ zu motivieren.
Die Früherkennung von Brustkrebs ist ein elementarer Bestandteil der gynäkologischen Krebsvorsorge. Die Empfehlungen der Fachgesellschaften dazu sind in der „Interdisziplinären S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“3 zusammengefasst. Das Ziel der Brustkrebsfrüherkennung ist es, die Anzahl der in späteren Stadien entdeckten Karzinome zu verringern. Hierzu zählt auch die erhöhte Entdeckung von Karzinomen, die auf die Brustdrüse beschränkt sind, denn frühe Tumorstadien erlauben weniger radikale und weniger belastende Therapieansätze und ermöglichen bessere Heilungschancen. So kann die Brustkrebssterblichkeit gesenkt und die Lebensqualität der betroffenen Frauen verbessert werden.3
Entscheidend für Patientinnen ist, dass sie über diese Ziele sowie die Möglichkeiten der gesetzlichen Krebsvorsorge4 aufgeklärt und regelmäßig an die hierfür notwendigen Untersuchungen erinnert werden. Für die Brustkrebsfrüherkennung sind dies: im Alter zwischen 30 und 49 und ab 70 Jahren das jährliche Abtasten der Brustdrüsen und der regionären Lymphknoten einschließlich der Anleitung zur regelmäßigen Selbstuntersuchung sowie vom 50. bis zum Ende des 70. Lebensjahres eine Mammografie alle zwei Jahre.4 Wichtig ist hierbei vor allem die Sensibilisierung und damit Motivierung der Frauen für die regelmäßige Selbstuntersuchung. Diese ist für Frauen jeder Altersgruppe geeignet und wird von den Fachgesellschaften empfohlen, da das Abtasten und In-Augenschein-Nehmen der eigenen Brüste das Gespür für den eigenen Körper erhöht und Frauen dabei die Besonderheiten der eigenen Brust kennenlernen – und Unregelmäßigkeiten besser einordnen können.5 Etwa 80 % aller an Brustkrebs erkrankten Frauen haben den Knoten in ihrer Brust mit ebendieser Methode entdecken können.6
Die Teilnahme an den Untersuchungen für die Brustkrebsfrüherkennung ist grundsätzlich freiwillig. Wichtig ist daher, dass Patientinnen sich von ihren Ärzt:innen zu den Vor- und Nachteilen der Untersuchungsmethoden umfassend informiert fühlen. Insbesondere das Mammographie-Screening steht häufig in der Diskussion. Die ärztliche Beratung der Frauen zu Nutzen (etwa frühe Entdeckung kleiner Tumore und höhere Heilungschancen) und Risiken (etwa Strahlenbelastung und Folgen möglicher „falsch positiver“ Befunde) des Screenings kann dabei zur fundierten Entscheidungsfindung beitragen. Ergänzende Informationen für Patientinnen gibt es auf der Internetseite http://www.mammo-programm.de. Die dort aufgeführte Entscheidungshilfe des G-BA bestätigt, dass die Mammographie die einzige Methode mit nachgewiesener Reduktion der Brustkrebsmortalität ist, und rät bei bestehendem Wunsch nach Früherkennung zur Teilnahme am qualitätsgesicherten Screeningprogramm.3,7 Unterstützend kann Frauen weiteres Informationsmaterial zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise die Faltblätter „Gesetzliche Früherkennung“ und „Brustkrebs erkennen“ von der Stiftung Deutsche Krebshilfe.8,9
Besteht ein hohes Brustkrebsrisiko aufgrund einer familiären Vorbelastung mit Mamma- oder Ovarialkarzinomen – in Deutschland trifft dies auf rund 30 % aller Frauen mit einer Brustkrebserkrankung zu – wird eine intensivierte Früherkennung schon in jungen Jahren empfohlen.3,10 Diese Patientinnen erfüllen die Einschlusskriterien für eine genetische Untersuchung (z. B. Untersuchung auf Keimbahnmutationen in den BRCA-Genen).3 Ärzt:innen können das persönliche Erkrankungsrisiko ihrer Patientinnen berechnen und sie für eine engmaschigere Früherkennung empfehlen. Ab dem 25. Lebensjahr schließt diese eine Tast- sowie eine Ultraschalluntersuchung alle sechs Monate ein, zudem jährlich eine Kernspintomographie/Magnet-Resonanz-Tomographie. Ab dem Alter von 40 Jahren wird für eine intensivierte Überwachung aber auch die Mammographie eingesetzt.3,10
Die gynäkologische Versorgung ist für jede Frau Vertrauenssache. Eine auf die individuellen Bedürfnisse der Patientin nach Information und partizipativer Entscheidung abgestimmte Kommunikation kann daher, neben der medizinischen Versorgung, entscheidend für den Behandlungserfolg sein. Dies gilt auch für die Motivation und „Mitarbeit“ von Patientinnen beim Thema Brustkrebsfrüherkennung. Das Stichwort lautet auch hier „Shared Decision Making“ – im Sinne einer ergebnisoffenen Patientinnenaufklärung in Kombination mit einer gemeinsamen Entscheidungsfindung.
1. Zentrum für Krebsregisterdaten (04.09.2018): Krebsdiagnosen im Lebensverlauf. In: krebsdaten.de.
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Kurzbeitraege/Archiv2018/2018_4_Thema_des_Monats_lebensverlauf.html (Letzter Abruf: 20.07.2022)
2. Onko Internetportal. Der Erkrankungsverlauf bei Brustkrebs. In: krebsgesesellschaft.de:
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/erkrankungsverlauf.html#:~:text=Rechtzeitig%20erkannt%20und%20leitliniengerecht%20behandelt,der%20Patientinnen%20noch%20am%20Leben (Letzter Abruf: 20.07.2022)
3. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.4 – Juni 2021, AWMF-Registernummer: 032-045OL. In: awmf.org:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OLl_S3_Mammakarzinom_2021-07.pdf (Letzter Abruf: 20.07.2022)
4. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krebserkrankungen (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie/KFE-RL). In: gba.de:
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2238/KFE-RL_2020-06-18_iK-2020-08-28.pdf (Letzter Abruf: 20.07.2022)
5. Onko Internetportal. Selbstuntersuchung der Brust. In: krebsgesellschaft.de: Die
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/frueherkennung/selbstuntersuchung-der-brust.html (Letzter Abruf: 20.07.2022)
6. German Breast Group: Methoden der Brustkrebs-Früherkennung. In: gbg.de:
https://www.gbg.de/de/patientinnen/frueherkennung.php (Letzter Abruf: 26.07.2022)
7. MAMMOGRAPHIE SCREENING. Eine Entscheidungshilfe. Programm zur Früherkennung von Brustkrebs für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Hrsg: Gemeinsamer Bundesausschuss. In: mammo-programm.de:
Informationen zum Mammographie-Screening (mammo-programm.de) (Letzter Abruf: 20.07.2022)
8. Faltblatt: Gesetzliche Früherkennung. Hrsg: Stiftung Deutsche Krebshilfe. In: krebshilfe.de:
https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Praeventionsfaltblaetter_Frueherkennung/FB-431_Informieren-Nachdenken-Entscheiden.pdf (Letzter Aufruf: 20.07.2022)
9. Faltblatt: Brustkrebs erkennen. Hrsg: Stiftung Deutsche Krebshilfe. In: krebshilfe.de:
https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Praeventionsfaltblaetter_Frueherkennung/FB-426_Brustkrebs-erkennen.pdf (Letzter Abruf: 20.07.2022)
10. AGO Empfehlungen Früherkennung und Diagnostik, Stand April 2022. In: ago.de:
AGO_2022D_03_Frueherkennung_und_Diagnostik.pdf (ago-online.de) (Letzter Abruf: 20.07.2022)