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Game-Changer: Die Kraft der schnellen Netzhauttrocknung bei Makulaerkrankungen
Intraretinale Flüssigkeit führt bei der feuchten AMD (nAMD) und dem diabetischen Makulaödem (DMÖ) zu strukturellen und funktionellen Schäden. Studien legen nahe, dass eine frühe und effektive Behandlung durch Trocknung der Netzhaut das Ergebnis nachhaltig verbessern kann. Im Interview betont Prof. Dr. Focke Ziemssen, Leipzig, den Wert einer starken und schnellen Trocknung bei Makuladegeneration für den Praxisalltag und erläutert, was dies für die IVOM-Therapie und die Therapietreue bedeutet.
Ein zentrales Krankheitsmerkmal der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration (nAMD) und des diabetischen Makulaödems (DMÖ) ist die Ansammlung von Flüssigkeit in der Retina. Diese Ansammlung führt zu einer Schwellung der Makula – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf den Visus.1 Insbesondere intraretinale Flüssigkeit (IRF) stellt einen wesentlichen Faktor für eine schlechte Prognose dar.2-4
Die Schwellung der Makula kann die normale Funktion der Photorezeptoren beeinträchtigen. Eine fortschreitend feuchte Makula kann zu strukturellen Veränderungen führen, welche die Zellen sogar irreversibel beschädigen können.5,6
Ein wichtiges Behandlungsziel bei Makulaerkrankungen wie nAMD und DMÖ ist daher, eine möglichst frühe und vollständige Trocknung der Netzhaut zu erreichen. Studiendaten legen nahe, dass Netzhautfunktionen dadurch langfristig erhalten werden können.7–10
Erkenntnisse zu retinalen Flüssigkeiten aus klinischen Studien
- Patient:innen, bei denen früh (zu Woche 16) keine Flüssigkeiten im Auge nachweisbar waren, hatten numerisch bessere BCVA-Werte als Patient:innen mit nachweisbaren Flüssigkeiten7
- Eine stärkere Verringerung des IRF-Volumens nach einer bzw. drei Injektionen war mit verbesserten BCVA-Ergebnissen nach einem Jahr bzw. zwei Jahren verbunden8,9
- Schwankte die Netzhautdicke im Behandlungsverlauf stark, wirkte sich dies negativ auf den Visus aus10
Was folgt daraus für den Behandlungsalltag von feuchter AMD und diabetischem Makulaödem? Darüber haben wir exklusiv mit Prof. Dr. Focke Ziemssen gesprochen.
Prof. Dr. Focke Ziemssen ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig und Experte für Netzhauterkrankungen. Für ihn ist klar: „Je länger Flüssigkeit in der Netzhaut verbleibt, desto stärker sind auch die funktionellen und strukturellen Schäden.“ Umgekehrt sei Trockenheit ein Signal für Stabilität und für Verringerung der Krankheitsaktivität, so Ziemssen.
Warum eine trockene Netzhaut entscheidend ist? Mehr dazu im Interview mit Prof. Ziemssen.
Und welche Maßnahmen können dabei helfen, das Therapieziel Netzhauttrocknung früh und nachhaltig zu erreichen?
Prof. Ziemssen nennt drei praxisrelevante Aspekte:
- die Auswahl des Wirkstoffs kann Auswirkungen auf die Trocknung der Retina haben
- eine konsequente Durchführung des Uploads – schnell und zeitnah
- eine gute Therapiesteuerung mit OCT
Trotz vielversprechender Studiendaten der IVOM-Therapien bleibt eine unzureichende Therapieadhärenz ein erhebliches Problem. Laut Prof. Ziemssen spielt dabei der Effekt einer trockenen Netzhaut eine entscheidende Rolle: Ein trockener OCT-Befund kann den Patient:innen helfen, den Wert der Behandlung für ihre Netzhaut besser zu verstehen und die nächste Injektion zuverlässig wahrzunehmen.
BCVA: bestkorrigierte Sehschärfe
IVOM: intravitreale operative Medikamenteneingabe
OCT: optische Kohärenztomographie
- Kaiser PK, et al. Retina. 2021; 41(8):1579–1586.
- Jaffe GJ, et al. Ophthalmology. 2013; 120:1860–1870.
- Sharma S, et al. Ophthalmology. 2016; 123:865–875.
- Waldstein SM, et al. Ophthalmology. 2016; 123:1521–1529.
- Murakami T, et al. Retina. 2012; 32(9):1853–61.
- Chaudhary V, et al. Retina. 2022; 42(4):589–606.
- Ohji M, et al. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2021; 259(12):3637–3647.
- Wang Y, et al. ARVO Mai 2024; oral presentation.
- Lim J. EURETINA September 2024; oral presentation.
- Khoramnia R, et al. Eye (Lond). 2024; 38(1):54–60.