Digitale Gesundheitslösungen

Wie digitale Gesundheitslösungen Patient:innen und Praxis erreichen

Welchen Mehrwert bieten Apps auf Rezept für die Patientinnen und Patienten sowie für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte? Und was müssen Gründerinnen und Gründer im Bereich Digital Health bedenken? Im Interview erläutert Dr. Robert Schnitzler, Geschäftsführer des Company-Builders RoX Health GmbH, wie die Tochtergesellschaft von Roche Start-ups auf ihrem Weg in den deutschen Gesundheitsmarkt unterstützt.

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Dr. Robert Schnitzler, Geschäftsführer RoX Health GmbH

Herr Dr. Schnitzler, wo stehen wir bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen?

Das Konzept der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) in Deutschland ist einzigartig: In keinem anderen Land gibt es bisher die Möglichkeit, sich Apps auf Rezept von der gesetzlichen Krankenkasse erstatten zu lassen. Damit ist ein völlig neuer Baustein in die Regelversorgung des deutschen Gesundheitssystems gelangt – und eröffnet faszinierende Möglichkeiten für Gründer:innen im Bereich Digital Health. Aber wir sehen auch: Digitale Gesundheitslösungen kommen noch nicht ausreichend bei den Patient:innen an. Daran müssen wir arbeiten.

Woran liegt das?

Es liegt sicher nicht an mangelnder Innovationskraft. Denn ich erlebe viel Ideenreichtum und Energie unter Gründer:innen im Gesundheitsbereich. Zunächst müssen wir Transparenz schaffen und Vertrauen in digitale Gesundheitslösungen aufbauen. Dabei spielen Datenschutz und Datensicherheit eine zentrale Rolle. Ein weiterer ausschlaggebender Punkt: Wir müssen den Mehrwert für die Patient:innen sowie die behandelnde Ärztin bzw. Arzt herausstellen. Es muss klar sein: Wenn ich eine Gesundheitsapp verwende, die bestimmte Standards erfüllt, ziehe ich daraus einen individuellen Nutzen, der meiner Gesundheit zugute kommt. So kann ich z.B. über eine Smartphone-App erfasste longitudinale Daten mit meiner Ärztin oder meinem Arzt teilen. Diese/r erhält dadurch einen besseren Überblick über meinen Krankheitsverlauf und kann so auf Grundlage der erhobenen Daten eine bessere Diagnose- oder Therapieentscheidung treffen.

Worum geht es bei digitalen Gesundheitsanwendungen?

Wir wollen mithilfe intelligenter Technologien und datengestützter Tools Krankheiten früher erkennen, monitorieren und therapiebegleitend einsetzen. Eine DiGA soll Patient:innen dabei helfen, den Krankheitszustand engmaschig zu beobachten, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und mit der Ärztin bzw. dem Arzt zu besprechen. Das geschieht z. B. durch das Aufzeichnen relevanter Bewegungsdaten oder die regelmäßige Durchführung kognitiver Tests auf dem Smartphone.

Was ist eine wichtige Voraussetzung, damit eine DiGA erfolgreich am Markt ist?

Zunächst muss das Verständnis da sein, wie das deutsche Gesundheitssystem funktioniert und welche Anforderungen an eine DiGA gestellt werden, z. B. der Nachweis eines medizinischen Nutzens. Anschließend braucht es Kraft und Ausdauer, um das Produkt dann tatsächlich zu den Patient:innen zu bringen. Vielen Start-ups fehlt schlichtweg der Anschluss an die Versorgungsrealität, d. h. an Patient:innen sowie Ärztinnen und Ärzte.

Und was ist Ihre Rolle als RoX dabei?

Bei RoX verstehen wir uns als Company Builder, eine Art Lotse für Gründer:innen im Bereich Digital Health. Mit unserer Expertise begleiten und unterstützen wir Gründerteams beim Auf- und Ausbau ihres Geschäftsmodells, bei der Zertifizierung als digitale Gesundheitsanwendung, im Erstattungsprozess und letztlich auch bei der Skalierung und Vermarktung ihrer Produkte. Zunehmend beraten wir auch, wie von Anfang an eine Skalierung in den internationalen Markt mitgedacht wird. Wir verstehen uns als Teil eines offenen Innovationsprozesses und explorieren das jeweilige Krankheits- oder Themengebiet möglichst breit. Derzeit fokussieren wir uns auf onkologische sowie neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer. Dabei unterstützen wir bevorzugt Lösungen, die sich später über interoperable Schnittstellen in eine offene Datenplattform bzw. -architektur einbinden lassen. Damit wollen wir der Vision eines personalisierten, digitaleren und vernetzteren Gesundheitssystems näher kommen.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview mit Dr. Robert Schnitzler erschien ursprünglich im März 2021 in der Sonderbeilage “Zukunft der Medizin” von “Die ZEIT”.

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