Sobald ein Mensch mit Alzheimer-Demenz nicht mehr zu Hause versorgt werden kann, wenden sich Angehörige oft an ihren Hausarzt bzw. ihre Hausärztin mit der Frage: Wie geht es jetzt weiter? Hier können Hausärzt:innen neben der Pflegeheimbetreuung inzwischen auch auf alternative Betreuungsansätze für die sichere Versorgung von Menschen mit Demenz hinweisen. Wir stellen drei davon vor.
Demenzdörfer sind räumlich abgegrenzte Wohnkomplexe, die Menschen mit einer Demenz ein selbstständiges Leben innerhalb der Gemeinschaft ermöglichen wollen. Das erste Demenzdorf entstand 2009 in den Niederlanden1, und auch in Dänemark wird das Modell gelebt.2 In Deutschland gibt es Demenzdörfer bisher bei Hameln und Stolberg, weitere sind in der Planung.
Meist wohnen 6 bis 12 Menschen pro Pflege-Einheit in eigenen Wohngruppen; daneben kann es auch kleine Geschäfte, Restaurants oder Freizeiteinrichtungen geben. Sowohl die Gebäude als auch das angrenzende Areal werden so konzipiert, dass die besonderen Bedürfnisse der Bewohner:innen bezüglich Sicherheit und Bewegungsdrang berücksichtigt werden.3
Im deutschsprachigen Raum ist das Angebot an Plätzen in solchen Einrichtungen noch sehr begrenzt. Manche Kritiker:innen sprechen in Zusammenhang mit Demenzdörfern von künstlichen Parallelwelten, die Menschen mit Demenz ausgrenzen bzw. stigmatisieren. Andere Stimmen, besonders von Angehörigen, sprechen von einem Wohn- und Versorgungsmodell, das Freiheit und Sicherheit bieten kann.3
Beim Modell Demenz-WG wohnen mehrere Menschen mit Demenz in einer Wohnung oder einem Haus zusammen. Wie in einer herkömmlichen Wohngemeinschaft haben Bewohner:innen ein privates Zimmer und teilen sich gemeinschaftliche Räume und Außenflächen. Der Unterschied: WG-Mitglieder werden rund um die Uhr von professionellen Pflegekräften unterstützt.3
Durch das familienähnliche Umfeld ist ein persönlicherer Kontakt zwischen Pflegepersonal und Bewohner:innen möglich. So können Gemeinschaftsaktivitäten wie Spieleabende oder gemeinsame Mahlzeiten in den Alltag integriert werden. Demenz-WGs können Mitgliedern mehr Freiheiten bieten als Pflegeheime, z. B. durch die Einbindung von Haustieren oder die Möglichkeit zur Gartenarbeit.3
Angehörige haben bei diesem Modell mehr Aufwand als bei anderen Versorgungsformen: Je nach Einrichtung wird erwartet, dass sie sich mehr in die täglichen Abläufe einbringen,4 und es muss mit der WG sowohl ein Miet- als auch ein Pflegevertrag abgeschlossen werden.5 Außerdem sind Qualitätskontrollen in Demenz-WGs meist weniger engmaschig, da sie offiziell nicht als Pflegeeinrichtung gelten.6
Bauernhöfe als Orte für Menschen mit Demenz (auch ‚Green Care Farms‘ genannt) sind eine noch recht junge Entwicklung, die in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist – auch bei Angehörigen von Demenzkranken. Dabei kooperieren ambulante bzw. vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit landwirtschaftlichen Betrieben, um Menschen mit Demenz zu festgelegten Zeiten möglichst aktiv in die Tagesroutinen des Hofes einzubinden.3
Durch Tätigkeiten wie Eier sammeln, Tiere versorgen oder im Garten arbeiten entsteht bei den Beteiligten ein wohltuender Kontakt zu Tieren und der Natur – und das Gefühl, etwas Nützliches zu leisten. Ein weiterer Pluspunkt: Schwer Demenzkranke können ihren hohen Bewegungsdrang in diesem Umfeld besonders gut befriedigen.3
Das Modell ist bereits bei Pilotprojekten in Norddeutschland getestet worden, wo Demenzkranke stundenweise von fortgebildeten Ehrenamtlichen und Fachkräften betreut wurden. Naturgemäß ist dieses Pflegemodell nur auf dem Land möglich, und es gibt noch Fragen zu Aspekten wie Qualitätskontrollen, Finanzierung und Personalrekrutierung. Dennoch sind manche Höfe in Deutschland durchaus offen für die Implementierung von Green Care Farming Konzepten.7
Bauernhöfe als Orte für Menschen mit Demenz (auch ‚Green Care Farms‘ genannt) sind eine noch recht junge Entwicklung, die in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist – auch bei Angehörigen von Demenzkranken. Dabei kooperieren ambulante bzw. vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit landwirtschaftlichen Betrieben, um Menschen mit Demenz zu festgelegten Zeiten möglichst aktiv in die Tagesroutinen des Hofes einzubinden.3
Durch Tätigkeiten wie Eier sammeln, Tiere versorgen oder im Garten arbeiten entsteht bei den Beteiligten ein wohltuender Kontakt zu Tieren und der Natur – und das Gefühl, etwas Nützliches zu leisten. Ein weiterer Pluspunkt: Schwer Demenzkranke können ihren hohen Bewegungsdrang in diesem Umfeld besonders gut befriedigen.3
Das Modell ist bereits bei Pilotprojekten in Norddeutschland getestet worden, wo Demenzkranke stundenweise von fortgebildeten Ehrenamtlichen und Fachkräften betreut wurden. Naturgemäß ist dieses Pflegemodell nur auf dem Land möglich, und es gibt noch Fragen zu Aspekten wie Qualitätskontrollen, Finanzierung und Personalrekrutierung. Dennoch sind manche Höfe in Deutschland durchaus offen für die Implementierung von Green Care Farming Konzepten.7
- Tönebön-Stiftung in Hameln (https://www.toeneboen-stiftung.de/)
- AWO Seniorenzentrum Süssendell Stolberg-Mausbach (https://www.awo-sz-suessendell.de/)
- Hessische Fachstelle Demenz-WGs (https://demenz-wg-hessen.de/wg-finden/)
- Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. (https://www.alzheimer-bw.de/hilfe-vor-ort/wohngemeinschaften/wohngemeinschaften/)
- Niedersachsen (https://www.seniorenwohngemeinschaften.de/senioren-wg-niedersachsen/demenzpflege)
- Hof Berkhoff-Beumer in Ahlen-Tönnishauschen (Green Care Farming)
* Diese Auflistung bietet keine Gewähr auf Vollständigkeit
1. Tinker A et al. Assisted living platform - the long term care revolution: A study of innovatory models to support older people with disabilities in the Netherlands. In: Housing Learning and Improvement Network; 2013. Unter: https://ifa.ngo/wp-content/uploads/2013/11/HLIN-Case-Study76-Netherlands.pdf; Aufgerufen: Sept 2021
2. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/71549/Dorf-fuer-Demente-in-Daenemark-eroeffnet; Aufgerufen: Sept 2022
3. Literaturstudie zu innovativen Versorgungsansätzen für Menschen mit Demenz, 2021; Unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/abschlussbericht/Literaturstudie_Demenzversorgung__IEGUS_barrierefrei_bf.pdf
4. Wohngruppen in geteilter Verantwortung für Menschen mit Demenz - Das Freiburger Modell.
5. https://www.wegweiser-demenz.de/wwd/alltag-und-pflege/wohnen/andere-wohnformen--180168; Abgerufen: Sept 2022
6. https://www.test.de/Angehoerige-pflegen-Rundum-versorgt-in-der-Pflege-Wohngemeinschaft-4884809-0/#:~:text=Sinne%20zu%20gestalten.-,Nachteile,im%20Pflegeheim%20%E2%80%93%20oder%20%C3%BCberhaupt%20nicht; Aufgerufen: Sept 2022
7. Schmidt A, Wolf-Ostermann K. Bauernhöfe als Orte für Menschen mit Demenz – Ergebnisse einer explorativen Studie aus Schleswig–Holstein. In: Teti A et al (Hg.): Wohnen und Gesundheit im Alter. Vechtaer Beiträge zur Gerontologie. Wiesbaden 2022; Unter: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-34386-6_9; Aufgerufen: Sept 2022